Eine Welt aus zwei Tonspuren
Eine Art musikalisches Tagebuch entstand, nachdem mein Vater mir 1974 eine 2-Spur Tonbandmaschine schenkte. Ab da probierte ich alles Mögliche aus um das, was ich mir musikalisch ungefähr vorstellte, irgendwie umzusetzen. Vieles lief auf einen Kompromiss hinaus: die Technik hatte ihre Grenzen und meine Vorstellungen mussten sich dem anpassen, was zu verwirklichen war. Glücklicherweise liess sich die als erste aufgenommen Spur auf die zweite übertragen, während ein neuer Part eingespielt werden konnte. Alles war jetzt also – wenn auch in Mono – auf der zweiten Spur hörbar. Die erste Spur konnte jetzt wieder mit einem neuen Part überspielt werden, auch hier war es möglich den Inhalt der anderen Spur wieder mitzunehmen. Allerdings ging das nicht endlos gut, denn die Qualität der Aufnahme wurde dadurch immer schlechter. Irgendwann musste ich die Overdubb – Stapelung abbrechen, damit das Stück nicht vollkommen unbrauchbar wurde. Aber auch das musste ich erst lernen, unter den vielen Aufnahmen ist in dieser Hinsicht einiges Verunglückte zu finden.
Bei uns in der Kellerbar hingen einige Plattenhüllen, die meine Cousine aus einer Kneipe abgestaubt hatte, in der sie arbeitete. Der Inhalt dieser Hüllen war leider nicht dabei, sondern fristeten ihr Dasein in einer Musicbox dieser Kneipe und wurden dann und wann, wahrscheinlich dort wohl eher versehentlich ausgewählt und in Bewegung versetzt. Darunter Jimi Hendrix – Experience, Eric Burdon + The Animals, The Who, The Monkeys und so weiter. In dieser Kellerbar wurde auch geprobt, stand ein Schlagzeug und war die komplette technische Ausrüstung der Tanzkapelle meines Vaters untergebracht. Da ich dort einige Zeit nachmittags für mich allein Schlagzeug üben konnte, ohne dass es von meinen Geschwistern kommentiert wurde, verbrachte ich so einige Zeit zwischen tapezierten Notenausgaben auf der einen und der mit Plattenhüllen verzierten anderen Wand des Partyraums. Irgendwann wirkte das dortige Outfit, ich fand den Namen „Experience“ für meine nach und nach, wie Album-Projekte angelegten Tonbänder als sehr passend. Schließlich musste man ja irgendwo seine kreativen Erfahrungen ungestraft machen dürfen. Dass dabei alle Band-Instrumente mal besser, mal schlechter zum Einsatz kommen mussten, war ein Argument für diese Betitelung. Mit der Zeit entstanden mehr als 50 Aufnahmen, die chronologisch immer besser wurden, oder anders gesagt: die letzten sind nicht so schlimm wie die ersten.